Hallo,
hier mal was interessantes zum Thema Freundschaftsspiel und deutsch-deutsch von meinem Verein Vorwärts Berlin.
ASK Vorwärts Berlin - Hertha BSC Berlin 7:1 (2:1) am 10.06.1959 in Berlin (Ost) im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark - 18.30 Uhr
Vorwärts (rot-gelb): Spickenagel; Kalinke, Kiupel, Wachtel, Unger, Reichelt, Assmy, Meyer, Vogt, Kohle, Wirth.
Schiedsrichter: Meissner (Dommitzsch). Zuschauer: 30.000.
Torfolge: 1:0 Assmy (15., Handstrafstoss), 1:1 Reichelt (21., Eigentor), 2:1 Wirth (24.), 3:1, 4:1 Vogt (67., 68.), 5:1, 6:1 Kohle (69., 76.), 7:1 Vogt (82.).
Den Jahn-Sportpark und die "Plumpe", Herthas Heimat, trennte nur ein Kilometer Luftlinie. Deswegen waren die wöchentlichen Wechsel der Fans über die Millionen- und die Brehm-Brücke ein gewohntes Ritual. Bis zum Mauerbau 1961 zog es die Fußballanhänger aus Berlin (West), wie es im DDR-Sprachgebrauch hieß, sogar mehr in den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf dem ehemaligen "Exer" als zur "Plumpe", dem Domizil von Hertha BSC.
Zwei Jahre vor dem Bau der Mauer waren die politischen Fronten bereits rettungslos verhärtet. Berliner Sportfreundschaften, über Jahrzehnte gewachsen, konnten nur noch per Post aufrechterhalten werden. Dennoch kam es über Berlins Sektorengrenzen hinweg zu einigen Treffen, deren Seltenheit vor allem in der Ost-Berliner-Fußballgemeinde größte Resonanz fand.
So war der Jahn-Sportpark Ziel von 30.000, als Hertha BSC zum Spiel gegen den ASK Vorwärts erschien.
Die Armee-Mannschaft mit ihren Nationalspielern Spickenagel, Kalinke, Unger, Assmy, Meyer, Vogt und Wirth stand mitten in der Meisterschaftssaison im vollen Saft, während Herthas Halb-Amateure die Saison bereits sechs Wochen vorher beendet hatten und mit ihren Gedanken offensichtlich schon im Urlaub waren. Dennoch hielten Helmut Faeder und seine Männer eine Stunde lang den DDR-Meister in Schach, ehe die Kräfte schwanden und eine Katastrophe hereinbrach. Am Ende stand ein 7:1, worauf die Tageszeitung "Neues Deutschland" die geschlagenen West-Berliner mit Häme überschüttete.
Immerhin fand man sich hinterher an gemeinsamer Tafel wieder. Unter den Spielern blühte in freundschaftlichen Gesprächen der Flachs. Auch Herthas neuer Vorsitzender Hans Höhne fand nach der Niederlage ziemlich schnell seine Sprache wieder. Er warf eine Auge auf Vogt, den mit drei Treffern erfolgreichen Mittelstürmer, und rief ihm über den Tisch zu: "Kommen Sie zu uns! Wir befördern Sie dann auch zum Major!" Darauf Vogt ungerührt: "Nee, nee, Oberstleutnant muss es schon sein. Sonst bleibe ich lieber."
Hertha BSC - ASK Vorwärts Berlin 1:2 (1:0) am 19.08.1959 in Berlin (West) auf dem Herthaplatz am Gesundbrunnen
Vorwärts (rot-gelb): Spickenagel; Kalinke, Kiupel, Marotzke, Reichelt, Hermann, Wirth, Meyer, Vogt, Kohle, Wachtel.
Schiedsrichter: Sabzok (Berlin-West, Haselhorst). Zuschauer: 20.025. Torfolge: 1:0 Steinert (28.), 1:1, 1:2 Wachtel (65., 87.).
Das Rückspiel auf dem Herthaplatz am Gesundbrunnen an den der "Plumpe" sollte sechs Wochen später stattfinden, doch verzögerte sich das zweite Duell wegen Terminschwierigkeiten der Armee-Mannschaft und fand so Monate später statt.
Diesmal fehlte den blau-weißen Herthanern wiederum Kondition, weil die neue Saison 1959/60 in der Vertragsliga noch nicht begonnen hatte. Doch Hertha war dem Unentschieden nahe. Der ASK überzeugte nicht und Spickenagel verhinderte das "ärgste". Erst zwei Minuten vor Schluss gelang Linksaußen Wachtel der Treffer zum 2:1-Erfolg von Vorwärts. Herthas Kassierer war zufrieden. Insgesamt zahlten 20.025 Zuschauer Eintritt, wobei auch hier der Osten knapp vorn war: 9.173 zahlten Westmark, 10.852 Ostmark.
Hertha BSC Berlin - ASK Vorwärts Berlin 0:5 (0:1) am 08.06.1960 in Berlin (West) am Gesundbrunnen
Hertha (blau): Tillich; Schmiege, Schiemöller; Janzon, Schüler, Schlesinger; Engler (71. Neumann), Faeder, Taube, Steinert, Schunack. Trainer: Sobek.
Vorwärts (rot-gelb): Spickenagel (46. Jaschke); Kalinke, Kiupel, Krampe; Herrmann, Reichelt, Nachtigall; Meyer, Vogt (59. Wirth), Nöldner, Kohle. Trainer: Seeger.
Schiedsrichter: Sabzok (Alemania Haselhorst). Zuschauer: 10.000. Torfolge: 0:1 Vogt (04.), 0:2 Reichelt (65.), 0:3 Kohle (75.), 0:4 Meyer (77.), 0:5 Kalinke (86.).
Riese und Unger fehlten wegen Verletzung. In der ersten Halbzeit verkörperte die Begegnung echte Klassemerkmale, weil beide Teams schnell, direkt kombinierend und wuchtig, beherzt schossen. Beide Torsteher stellten mehrfach ihr Können unter Beweis. Die zweite Spielhälfte sah dann nur noch den ASK Vorwärts aufspielen. Krampe bot eine erstklassige Leistung und wurde nur noch von Meyer übertrumpft, dessen viertes Direktschusstor kein Schlussmann der Welt gehalten hätte.
Crisan
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