Nach Krawallspiel in Essen drohen Folgen
Essen (dpa) - Nach den Vorfällen während des Zweitliga-Spiels zwischen Rot-Weiss Essen und Hansa Rostock (0:0) hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Ermittlungen aufgenommen, teilte der DFB in Frankfurt/Main mit.
Der Frust über die Nullnummer saß tief, doch die sportlichen Aspekte gerieten beim Zweitliga-Krawallspiel in den Hintergrund. Wegen eines durch Leuchtfeuer ausgelösten Brandes im Gäste-Fanblock unterbrach Schiedsrichter Jochen Drees in der 50. Minute die Partie Rot-Weiss Essen - Hansa Rostock (0:0) für knapp 15 Minuten. Da die Krawalle von mutmaßlichen Hansa-Fans ausgingen, muss der Club harte Sanktionen befürchten. «Wir schämen uns für diese Vorkommnisse, ich rechne mit einer Strafe», sagte Hansa Vorstandschef Dirk Grabow. Insgesamt wurden 14 Menschen verletzt.
Um die Vorkommnisse in Essen aufzuklären, haben die Rostocker eine Sonderkommission unter Vorsitz des Veranstaltungsleiters des Ostseestadions, Rainer Friedrich, gebildet. Diese Kommission werde eng mit der Polizei zusammenarbeiten, teilte der Club mit. Hansa bat zudem die Augenzeugen, den Verein bei der Identifizierung der Krawallmacher und bei der Aufklärung der Ereignisse zu unterstützen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte ebenfalls prompt: Am 1. Mai nahm der Kontrollausschuss die Ermittlungen auf. «Dass es sich hierbei um kein Bagatelldelikt handelt, hat jeder gesehen. Wir werden nun alle Erkenntnisse sorgfältig auswerten und danach das Verfahren einleiten», kündigte der Kontrollausschussvorsitzende Horst Hilpert per DFB-Mitteilung an. Die Polizei Essen gab bekannt, dass 75 Personen vorübergehend in Gewahrsam genommen wurden, 11 müssen mit einem Strafverfahren rechnen.
Sekunden, nachdem das Feuer im Georg-Melches-Stadion ausgebrochen war, reagierte Drees und schickte die Spieler in die Kabine. Während Besucher, darunter auch Kinder, an die Zäune gedrückt wurden und eine Panik drohte, flogen von der Tribüne weitere Feuerwerkskörper auf den Rasen. Erst als eine Hundertschaft der Polizei den mit rund 1500 Fans gefüllten Block stürmte, die Brandkörper löschte und für Ruhe sorgte, wurde das Spiel fortgesetzt. «Das war oberpeinlich und fällt auf uns zurück. Wer so etwas macht, muss für immer vom Fußball ausgeschlossen werden», meinte Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf. Manager Stefan Studer sagte verärgert: «Da muss man von Idioten sprechen, die dem Fußball schaden und leider ganz klar dem FC Hansa Rostock.»
Hansa muss eine Geldstrafe befürchten. Die Gäste-Anhänger gelten als Wiederholungstäter. In dieser Saison kam es bereits bei Rostocker Auswärtsspielen in Burghausen, Karlsruhe und Babelsberg (Pokal) zu Vorkommnissen, Hansa distanzierte sich daraufhin von einer bestimmten Fan-Gruppe. «Ich hatte den Eindruck, dass die Krawalle in Essen geplant waren», sagte Hansa-Torwarttrainer Perry Bräutigam, der einen Racheakt vermutet. Pagelsdorf: «Das waren Leute, die dem Club bewusst schaden wollten. Ich hoffe auf eine milde Strafe für den Verein.»
RWE-Sportdirektor Olaf Janßen sieht es ebenso, glaubt aber nicht, dass der gastgebende Club seine Aufsichtspflicht verletzt hat: «Wenn jemand Feuerwerk ins Stadion schmuggeln will, schafft der das auch.» Clubchef Rolf Hempelmann fürchtet ebenfalls keine Strafe für RWE: «Die Deutsche Fußball-Liga wird genau hinschauen und differenzieren, in welchen Zuschauerblöcken diese Randale stattfanden», sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete, der auch die Politik in die Pflicht nahm: «Insbesondere die Landesregierungen sind gefordert.»
«Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, haben billigend in Kauf genommen, dass die Gesundheit Unbeteiligter, darunter auch Kinder, in höchstem Maße gefährdet wurde. Für diese kriminellen Handlungen, durch die 14 Menschen verletzt wurden, kann es keine Erklärung oder Entschuldigung geben», sagte Grabow. Es müsse jetzt unter allen Umständen geklärt werden, wer die Verursacher waren und ob diese der Hansafanszene zuzuordnen seien.
Auch Hansa-Manager Stefan Studer zeigte sich betroffen: «Dem FC Hansa wurde von so genannten Fans großer Schaden zugefügt. Das hat der Verein nicht verdient, die Spieler nicht, die sich in dieser Saison so viel aufgebaut haben, und auch nicht die große, sich völlig korrekt verhaltende Mehrheit der Hansa-Anhänger.»
Auf das insgesamt faire, aber auf mäßigem Niveau stehende Spiel hatten die Vorkommnisse keine Auswirkungen. In dem hektischen Match konnte sich Hansa beim Abstiegskandidaten Essen nie entfalten und verlor wichtige Zähler. «Das ist eher Stagnation als ein Rückschlag. Wir spielen passabel, entwickeln aber kaum Torgefahr», klagte Hansa- Kapitän Stefan Beinlich, der aus den letzten drei Partien drei Siege fordert. «Wenn wir alles gewinnen, steigen wir auch auf.» Rostock bleibt zwar Tabellen-Zweiter, die Verfolger Duisburg, Fürth und Freiburg haben den Rückstand aber auf zwei Punkte reduziert.
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