Tore vor Gericht: Amateurfußball droht Prozessflut
Dem deutschen Amateurfußball droht eine Prozessflut. „Ich gehe davon aus, dass die Leute ab sofort auf den Plätzen mit Zollstöcken alles nachmessen“, befürchtet Manfred Neufeld, Staffelleiter der Oberliga Nordrhein. Schuld daran sind zwei knapp 20 Zentimeter zu kleine Tore beim nordrheinischen Oberligisten Germania Dattenfeld. „Ich habe gedacht, da stehen Jugendtore“, beschreibt Martina Voss ihre Gedanken, als sie mit dem SV Straelen am 12. August in Dattenfeld den Platz zu einem Punktspiel betrat.
Die ehemalige Nationalspielerin und jetzige Team-Managerin Straelens traute ihren Augen nicht und ließ den Schiedsrichter die Torstangen nachmessen. Das unglaubliche Ergebnis: Bis zu den Querstangen maßen beide Tore 2,27 Meter. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) schreibt jedoch 2,44 Meter vor. „Das ist immerhin Oberliga“, wunderte sich die 39 Jahre alte Voss über das krasse Missverhältnis. Der Schiedsrichter pfiff das Spiel dennoch an, Straelen verlor 0:4 und legte Protest ein. Die Spruchkammer des zuständigen Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes (WFLV) wies diesen ab, schließlich sei der Nachteil für beide Teams gleich gewesen.
Beim WFLV-Sportgericht bekam Straelen jedoch Recht, die Partie soll nun nachgeholt werden. Dagegen legte die Germania wiederum Revision auf höchster Ebene ein. Über den Fall muss nun das DFB- Sportgericht in letzter Instanz entscheiden und steht vor einem Dilemma. Entweder er entscheidet gegen die eigenen Statuten und erklärt zu kleine Tore für zulässig, wenn sie auf beiden Seiten gleich groß sind oder er bestätigt das WFLV-Urteil. „Wenn der DFB das bestätigt, bekommt es eine ganz neue Dimension. Wenn es um Auf- und Abstieg geht, dann kann es überall Einspruch geben“, sagt Dattenfelds Geschäftsführer Michael Holschbach. Das glaubt auch Neufeld: „Das Beispiel Dattenfeld ist schon extrem, aber ein Einzelfall ist das sicher nicht. Vier oder fünf Zentimeter schwankt das überall.“
Quelle: Mittelbayrische Zeitung